Zahlreiche wunderschöne Herrenhäuser und Ansitze entlang der Weinstraße wurden im traditionellen Überetscher Stil erbaut
Der Überetscher Stil, auch Eppaner Stil genannt, vereint gekonnt architektonische Einflüsse aus dem Norden und aus dem Süden, besonders aus der Toskana. Die spätgotische Bauweise wird von den Elementen der italienischen Renaissance geprägt: So zieren Erker und Türmchen, Freitreppen und zinnenbewehrte Mauern, Doppelbogenfenster und Säulenarkaden die einzelnen Gebäude. Sie verfügen meist über einen geschlossenen Innenhof, verzierte Portale und eine schöne Loggia. Im Inneren sind die Räume symmetrisch um einen großen Saal oder Flur angeordnet.
Im 17. Jahrhundert, zur Zeit Claudia de Medici’, die auch Landesfürstin von Tirol war, und ihres Sohnes, Ferdinand Karl von Österreich, erlebte der Überetscher Stil seine Hauptblütezeit. Damals wurden in den Dörfern entlang der Südtiroler Weinstraße zahlreiche Ansitze errichtet oder umgebaut, die Baumeister und Steinmetze stammten meist aus italienischen Regionen. So hielten die verspielten Architekturelemente aus dem Süden Einzug in die strenge nordische Bauweise und schufen in gekonnter Symbiose eine einzigartige Architekturform.
Der Name selbst wurde vom Kunsthistoriker Josef Weingartner (1885 - 1957) geprägt, da dieser Baustil tatsächlich fast ausschließlich im Überetsch und an der Weinstraße zu finden ist. Um 1900 wurde der Stil, eine der interessantesten Epochen der Südtiroler Architekturgeschichte, nochmals als Südtiroler Ausprägung des Heimatstils aufgegriffen. Damals, im Fin de Siècle, errichtetet das Südtiroler Bauunternehmen Much & Lun zahlreiche Gebäude zwischen Bozen und Meran, darunter auch das Stadtmuseum Bozen, und griff dafür auf die Details des Überetscher Stils zurück.
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