Hungrige Erntehelfer wurden und werden nach der Weinlese mit einem einfachen, aber schmackhaften Mahl belohnt
Bildergalerie: Vom Plent und vom Wimmen
Eine Tradition im Süden Südtirols vereint das Kochen von Plent, also Polenta, mit dem Wimmen, der Ernte der Trauben im Weinberg. Aber was steckt dahinter? Zum einen ein jahrhundertealter Brauch, zum anderen praktische Überlegungen. Die Arbeit in den Obstwiesen und Weinbergen fand oft weitab vom heimatlichen Hof statt. Weinbauer und Helfer hatten während des Wimmens alle Hände voll zu tun, also durfte die Arbeit auch zur Mittagszeit nicht zu lange unterbrochen werden. Da musste der "Plentnkessel" mit, mit dem in der Natur auf offenem Feuer gekocht wurde.
Und was eignet sich besser für den großen Hunger als ein deftiger Plent: Der Mais, aus dem das Maismehl dafür hergestellt wird, fand schon im 16. Jahrhundert seinen Weg von Amerika in das Südtiroler Unterland. Eine Zeit lang bauten die Bauern in den trockengelegten Etschauen (heute "Moos" oder "Möser" genannt) Mais an. Vor allem im 19. und 20. Jahrhundert wurde er zum unentbehrlichen Nahrungsmittel auf dem täglichen Speiseplan. Man konnte ihn vielseitig verwenden, und die Kosten für die Selbstversorgung oder den Kauf von Maisgriess waren tragbar.
Mitte des 20. Jahrhunderts folgte dann ein Umschwung: Die Maisfelder wurden durch die heute sichtbaren Weinberge ersetzt. Obwohl bereits die Römer an der Weinstraße Trauben anbauten, war die Rebfläche früher um einiges kleiner. Als es sich um 1905 Kellereigenossenschaften und Weinbauern zum Ziel setzten, qualitativ hochwertigen Wein herzustellen, wurden die Weinberge (und Obstwiesen) langsam vorherrschend. Jeden Herbst stand die beschwerliche Obsternte und Weinlese an, während der auch das Wetter eine wichtige Rolle spielte. Da musste es schnell gehen!
Bei einigen Bauern wird heute noch der Brauch des Plent und Wimmen gepflegt. Da gibt es im großen Kessel gekochte Polenta zusammen mit einer Hauswurst oder mit Käse, ein einfaches Gericht, das auch auf einigen Hütten angeboten wird und großen Anklang findet. Wer es urig liebt, isst mit der "Adamsgabel" (Hand). So wird nicht nur Zeit gespart, sondern auch der Magen mit dem Maisgriess, einer - wie wir heute wissen - glutenfreien Mahlzeit, die reich an Kohlenhydraten und Ballaststoffen ist, gefüllt. Der Nachmittag und die weitere Arbeit können kommen ...
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